Digitalisierung

BITBW- Die IT-Dienstleisterin mit der Lizenz zum Geld verbrennen

29.08.2024

Im Herbst stehen im Landtag die Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2025/2026 an. ver.di hat ein doppeltes Interesse an der Funktionsfähigkeit- und -tüchtigkeit der BITBW als Dienstleisterin für das Land. Zum einen braucht es gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der BITBW selbst, damit diese gute Arbeitsergebnisse erzielen können.
Denn zum anderen sind viele tausende Beschäftigte in der Landesverwaltung von der guten Arbeit der BITBW abhängig. Kritisch bewertet ver.di den Umgang mit der Aufgabenübertragung auf die BITBW. Zwar sind aus den Ressorts Aufgaben an die BITBW übergegangen, leider folgte nicht das dafür notwendige Personal. Dies sorgt für ein enormes, kaum zu erledigen des Arbeitspensum in der BITBW-Belegschaft und führt gleichzeitig zu Unmut bei den Kunden.

Deshalb suchte die ver.di Betriebsgruppe das Gespräch mit den Digitalisierungssprechern der Landtagsfraktionen.

 
ver.di BITBW im Gespräch mit MdL Peter Seimer

Alle Sprecher der Landtagsfraktionen räumten ein, dass das Thema Digitalisierung in ihren jeweiligen Fraktionen nicht immer die Aufmerksamkeit bekommt, wie es eigentlich notwendig wäre. Es bleibt quasi ein Spezialistenthema.

Die Kolleginnen und Kollegen der ver.di Betriebsgruppe wiesen die Abgeordneten darauf hin, dass es für den kommenden Doppelhaushalt deutlich mehr Planstellen bei der BITBW brauche, um der permanenten Arbeitnehmerüberlassung, d.h. dem Einsatz von externen IT-Spezialist*innen, Einhalt zu gebieten. Hatte die BITBW 2015 um die 330 interne und rund 20 externe Mitarbeitende, sind es heute (2024) um die 700 interne Beschäftigte und ca. 350 externe Dienstleister, die die BITBW per Arbeitnehmerüberlassung unterstützen. Diese externen Dienstleistungen verursachen beim Land das 3-fache an Kosten im Vergleich zu eigenen Landesbeschäftigten!

Hier wurde insbesondere auf den Einsatz rund um SAP-Produkte aufmerksam gemacht. Diese kosten nicht nur sehr viel mehr Geld, auch das Knowhow bleibt nicht in der Landes
verwaltung, wenn diese externen Mitarbeitenden die BITBW wieder verlassen. Auch die Belastung der eigenen Beschäftigten ist hoch. Diese sind permanent mit der Einarbeitung neuer externer Dienstleister betraut und können ihre eigentliche Arbeit kaum noch erledigen. ver.di kommt es vor, als hätte die BITBW die Lizenz zum Geld verbrennen.

 
ver.di BITBW in Videokonferenz mit MdL Ansgar Mayr (CDU)
ver.di BITBW im Gespräch mit MdL Jonas Hoffmann (SPD)

 

Einig waren sich die Abgeordneten Seimer (Grüne), Mayr (CDU) und Hoffmann (SPD) mit ver.di, dass die überbordende Arbeitnehmerüberlassung nicht zukunftsfähig ist und
diese eingedämmt werden muss. Bei der engen Lage auf dem IT-Fachkräftemarkt tut sich der öffentliche Dienst mit seinen dienstrechtlichen als auch tarifrechtlichen Möglichkeiten schwer. Ob eine andere Rechtsform (AÖR vs. Landesoberbehörde) der Weisheit letzter Schluss ist, konnte in den Gesprächen nur andiskutiert werden. Fakt ist, der Landtag muss ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen und Synergiegewinne nicht gleich abschöpfen.

Die BITBW muss mehr in die Ausbildung und Akquise für eigenes Personal investieren. Das Land darf sich nicht noch mehr von externen Anbietern abhängig machen. Wenn das Land
eine eigene digitale Souveränität anstrebt und die BITBW als leistungsstarke IT-Dienstleisterin etablieren will, empfiehlt es sich der eigenen - bereits vorhandenen - Kernkompetenzen zu erinnern, diese zu nutzen und weiter auszubauen. Dazu bedarf es eines weiteren Ausbaus an Stellen. Die ver.di Betriebsgruppe ließ nicht unerwähnt, dass in Sachen IT-Sicherheit die BITBW alle Angriffe bisher abwehren konnte, so dass es zu keinem Ausfall in der Landes-IT kam. Dies ist ein Beleg, dass die Belegschaft der BITBW nicht nur das Knowhow für Client- und Serversysteme hat: Nein sie ist auch sicherheitstechnisch auf der Höhe der Zeit.

Die derzeit ungünstigen Bedingungen bei der Unterbringung der Beschäftigten an einigen Standorten wurde ebenfalls angesprochen. Die ver.di Betriebsgruppe vereinbarte mit den Abgeordneten weiter im Gespräch zu bleiben.